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Kebu - Perplexagon Tour 2017

Kebu, so nennt sich der finnische Musiker, der mir bis vor drei Wochen völlig unbekannt war. Sein Name fiel mir im Zusammenhang mit dem "Schallwelle"-Preis auf; dieser Preis wird jährlich an Künstler aus der Szene der elektronischen Instrumentalmusik verliehen. Auf Youtube fand ich nun Videos von einigen seiner Live-Auftritte, so wie dieses hier:


Wer nun meinen Musikgeschmack kennt, der weiß, dass das ganz meine Wellenlänge ist. Oh ... und was stand da eben? On Tour? Volltreffer, sogar Karlsruhe ist neben einigen anderen wenigen deutschen Städten dabei. Und dann noch im "Tollhaus", da bin ich zu Fuß in zehn Minuten. Also gleich Karte gekauft. Natürlich war es wieder fast unmöglich, noch jemand zu finden, der da mitkommt. Aber da habe ich den Tobi gefragt und in ihm einen Verbündeten für den gestrigen Abend gefunden. Endlich mal einer, der meinen Musikgeschmack teilt und nicht zig Kilometer weit weg wohnt.

Vor dem Konzert verabredeten wir uns noch auf ein Eis und dann liefen wir zum Tollhaus. Etwas skeptisch schauten wir uns im Eingangsbereich um; es waren kaum Leute da. Einer fiel mir aber sofort auf - den habe ich schon auf fast jeden Elektronik-Konzert gesehen, auf dem ich auch war. Ich sprach ihn gleich an. Er heißt Tom und kommt aus Speyer, also auch gar nicht weit weg. Wir unterhielten uns ein wenig über die aktuellen Jarre-Konzerte, verliefen uns dann aber im Saal.

Auf der Bühne eine Burg an Analog-Synthesizern, denn Kebu nutzt keine digitalen. Das sah schon mal beeindruckend aus. Alles andere war Erwartung.

Mit einiger Verspätung kam er nun auf die Bühne, begrüßte uns kurz (mittlerweile waren es doch noch mehrere geworden) und legte gleich los. Etwas ruhig, aber sehr kraftvoll. Die Akustik war ganz passabel, auch wenn man keine Lautsprechertürme wie bei anderen Konzerten sah. Ein paar Lichteffekte gab es auch und im Hintergrund liefen verschiedene Projektionen. Für die Größe des Konzerts gab es an Optik und Akustik absolut nichts zu meckern.

Die Titel, die er spielte, wurden nun rhythmischer und schneller, alle durchweg mit einer exzellenten Basslinie. Und auch die Sounds, die er den analogen entlockte, waren keineswegs verstaubt und altmodisch. Im Gegenteil. Streckenweise waren das astreine Trance- und Techno-Sounds. Kurz vor der Pause erklärte er uns dann etwas von der Technik. Da er ja nur allein auf der Bühne steht, die Stücke aber sehr komplex sind, könnte man ja meinen, dass der Rest "vom Band" käme. Aber wie ich schon vermutet habe, nutzt er natürlich einen Sequenzer, der die Synthies ansteuert. Er sagte, dass er dann den einen oder anderen Track vom Sequenzer übernimmt und live spielt oder ihn an den Sequenzer übergibt, um einen anderen Track zu spielen. Das konnte man dann auch ganz gut sehen. In der Pause habe ich Tobi dann erklärt, was ein Sequenzer ist und wie man ihn nutzt.


Die Musik selbst ist in der Art wie die vom Großmeister Jean Michel Jarre, wobei auch Einflüsse anderer klar zu erkennen waren, wie z.B. Vangelis oder Kitaro. Kebu verleiht seiner Musik aber sehr gute Beats und Basslinien und im Sound allgemein macht er da schon was eigenes, was auch einen Wiedererkennungswert hat. Die teilweise Nähe zu Trance gefällt mir sehr gut und macht seine Musik sehr lebendig. Kebu selbst mag auf den ersten Blick etwas nerdig erscheinen, jedoch in einer Art und Weise, die ihn absolut sympathisch macht. Seine Freude über das anwesende Publikum war spürbar echt.


Nach vielen Stücken aus seinen bisherigen zwei Alben ("To Jupiter and back" und "Perplexagon") spielte er in den Zugaben bekannte Titel - ganz in Kebu-Art, wie z.B. "Rendez-vous 4" von Jarre, "Le Parc" von Tangerine Dream oder Jan Hammers "Crockett's Theme". Über letzteres habe ich mich besonders gefreut, denn über dieses Stück bin ich mehr oder weniger zur elektronischen Musik gekommen - im Jahr 1988, als dieses zu einer Vorstellung im Zeiss-Planetarium in Jena lief.


Insgesamt war es etwas Musik "zum Hören" und viel Musik zum Bewegen. Tobi sagte noch, dass sowas eigentlich in Clubs aufgeführt werden sollte, weil da die Stimmung und Atmosphäre besser und lockerer ist und die Leute dazu definitiv tanzen würden. Und in Bezug auf die Nähe der Musik zu Trance und Techno stimme ich dem zu.

Tolle Musik! Ich hoffe, die Welt wird noch viel von Kebu hören!


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