Nach zehn Jahren besuchte ich endlich einmal wieder das Hamburger Planetarium - eines der derzeit modernsten weltweit. Ein Kurzurlaub in der Hansestadt bot diese Möglichkeit und der Besuch war nicht ganz ungeplant: Ich wollte unbedingt die Show sehen, die das Planetarium im letzten Jahr anlässlich des 50jährigen "Künstlerjubiläums" von Jean Michel Jarre produziert hat. Wer mich kennt, der weiß, dass ich Jarre sehr verehre und seine Musik und sein Schaffen gut kenne. Auch ist bekannt, dass mich das Medium "Planetarium" seit mehr als 30 Jahren begeistert, ich viele deutsche Planetarien und deren Shows kenne und weiß, was heutzutage mit der Technik alles möglich ist.
Viele Besucher waren an dem Abend nicht anwesend, was wahrscheinlich auch an dem Regenwetter gelegen haben könnte. Das Hamburger Planetarium liegt ja nicht gerade günstig, wenn man mit dem öffentlichen Nahverkehr unterwegs ist. Mein Platz unter der Kuppel war diesmal nicht genau im Norden wie sonst oft üblich, sondern etwas östlich davon. Diese Sitzposition sollte noch Auswirkungen haben.
Die Show startete mit dem kraftvollen "Industrial Revolutions Part 2" und an die Kuppel wurden die Cover der Jarre-Alben projiziert, die eigentlich sanft dahinschweben sollten. Doch es gab ca. aller fünf Sekunden einen Ruckler im gesamten Bildinhalt, was so sicher nicht gewollt sein dürfte. Ok, sowas kommt bei den riesigen Datenmengen schon mal vor. Mit Ende des Stückes gab es eine Pause von ungefähr einer Sekunde, in der weder was zu sehen noch zu hören war, dann ging mit "Oxygene Part 2" das nächste Stück los. Dieser Wechsel mutete seltsam an, da es keinen Übergang gab. Gut, ich schob es auf das technische Problem, was mittlerweile behoben schien, denn die Bilder liefen nun absolut flüssig.
Ich erinnere mich nicht mehr, welches Stück nun an der Reihe war - aber es gab erneut keinen Übergang. Das fand ich dann nicht mehr so toll. Auch nicht toll fand ich die visuellen Effekte und Bildinhalte. Oftmals haben diese nur bedingt oder gar nicht zur Musik gepasst. Beispielsweise gab es bei "Souvenir of China"irgendwelche Effekte mit roten Scheinwerfern (rot weil das Cover des Albums rot und China kommunistisch ist). Hier hätte man aber sehr gut Impressionen bzw. Fotos aus dem Land zeigen können, denn das Stück liefert ja geradezu den akustischen Rahmen dafür. Auch die Umsetzung von "Revolutions" hat mich verwundert. Anfangs haben die Videosequenzen inhaltlich sehr gut zum Thema des Stückes gepasst - bis sich der Zuschauer plötzlich in einem nicht enden wollenden Wurmloch, welches auch noch Farbe und Struktur änderte, wiederfand. Das hat rein gar nichts mit dem Stück zu tun und war nur "Effekthascherei".
Ein andermal sehnte ich mich nach den wirklich alten Shows, als es noch kein "Fulldome" gab. Da hat man mit den damals vorhandenen Möglichkeiten sehr einfallsreich das beste draus gemacht. Sehr beliebt war damals die "Panoramaprojektion"; unmittelbar über dem Kuppelrand wird ein 360 Grad-Panorama von mehreren (Dia-)Projektoren erzeugt. So wird der Eindruck erweckt, man befindet sich auf einem anderen Planeten oder sonstwo - je nach Motiv. Mit der Fulldometechnik ist dies natürlich auch möglich. Man muss es nur tun. Stattdessen gab es nur einen kleinen Ausschnitt einer Landschaft ausschließlich im Süden der Kuppel zu sehen. Das war für meine Sitzposition nicht optimal. Noch schlimmer: das Motiv war geneigt, was den Effekt hatte, dass die Bäume, die an den Seiten standen, zwar nicht aus dem Erdboden kamen, dafür aber schräg waren. Was hat man sich dabei gedacht? Diese Art der Projektion hat durchaus ihre Berechtigung - aber nur in geneigten Kuppeln, denn dort würde die Darstellung dann wieder stimmen.
Sehr gut umgesetzt war das Stück "Exit" - von Anfang bis Ende. Auch wenn ich persönlich das Stück nicht besonders mag, hat mir die Visualisierung sehr gut gefallen.
Lasers! Davon gibt es im Hamburger Planetarium reichlich. Highlight sind natürlich die zwei mit Laser bestückten Roboterarme, die in der Kuppelmitte neben dem Universarium auf Hubplattformen installiert sind. Allein das Hochfahren der beiden Plattformen lässt das Herz von technikbegeisterten Zuschauern höher schlagen. Dieses Zusammenspiel von Roboter und Laser gab es aber schon vor 25 Jahren im damaligen Planetarium in München. Der Direktor des Hamburger Planetariums, Thomas Kraupe, war damals Direktor des Müncheners und hat diese Idee mit in den Norden genommen - sehr gut! Allerdings haben die Laser bei weitem nicht das gezeigt, was sie alles drauf haben. Natürlich kamen sie vor allem bei "Stardust" zum Einsatz, was Jarre mit dem Star-DJ Armin van Buuren produziert hat. Es ist ein reines Dancefloor-Trance-Stück, was zu meinen liebsten gehört. Gerade hier hätte ich bei den Effekten die volle Power erwartet, so wie man das von den Jarre-Liveshows kennt. Aber so richtige Stimmung wollte nicht aufkommen.
Die Show insgesamt? Naja, für mich ziemlich enttäuschend, da ich recht hohe Erwartungen an sie hatte. Aber selbst wenn die Erwartungen nicht so hoch sind, ist die Show weniger als durchschnittlich. Ich hatte den Eindruck, dass sie entweder noch nicht richtig fertig ist oder sie einfach lieblos produziert wurde. Schade, denn die ausgewählte Musik und die verfügbare Technik geben so viel mehr her ...
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