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Hämmernde Beats und gleißendes Licht - Jean Michel Jarre in Frankfurt

Wooooow! Mit dem Alter wird man immer besser? Dass das durchaus stimmt, bewies gestern Abend Jean Michel Jarre in der Frankfurter Festhalle bei seinem ersten Deutschland-Konzert auf seiner "Electronica"-Tour. Für mich ist er nach wie vor einer der Besten. Ganz objektiv ist er einer der bedeutendsten Künstler der elektronischen Musik und hat viele der heute bekannten DJs und Künstler inspiriert - und inspiriert sie noch immer. Und er ist 68 Jahre alt. Verstaubte und langweilige Musik? Ganz im Gegenteil ...

Schon das Betreten der großen Festhalle war nicht so, wie das sonst ist. Die Halle war dunkel und nur ein paar Scheinwerfer durchschnitten die nebelige Luft zur Musik von DJ Marco Grenier. Das Finden des richtigen Platzes war eine Herausforderung. Die Musik stimmte schon gut auf das ein, was da noch kommt. Man muss wissen, dass es bei Jarre-Konzerten üblicherweise keine "Vorgruppe" gibt. Aber an diesem Abend war alles anders.


Donnernde, harte Schläge, die durch die Knochen gingen. "The Heart Of Noise" und "Automatic 2" waren die Opener. Beides sind Titel aus Jarres "Electronica"-Alben. Die meisten der gespielten Stücke stammten aus diesen beiden Alben. Aber natürlich gab es auch einige Klassiker, allerdings wurden diese ganz im Stil der "Electronica"-Stücke arrangiert. Fast durchgängig hatten die Stücke harte Beats und satte Bässe und ja - alles war tanzbar. Jarre als DJ, so kam es mir manchmal vor - und ich fand es großartig. Lediglich mit "Souvenir Of China" kam ein ruhiges Stück. Selbst andere Titel, die relativ ruhig begannen, endeten mit furiosen Drums.

Die Lichtshow kann man ebenfalls in die Kategorie der Superlative einordnen. Auf das, was dort gemacht wurde, muss man erst einmal kommen. Sowohl im Hintergrund der Bühne als auch vor den Musikern gab es bewegliche, halbdurchsichtige LED-Panels. Die Strahlkraft der LEDs war enorm. Hier wurden nun verschiedene Muster, Bilder oder auch Live-Videos dargestellt. Durch die Bewegung der Panels konnte man diese so positionieren, dass es einen 3D-Effekt gab: So wurde zum Beispiel ein sich drehender Würfel so projiziert, dass es den Eindruck hatte, Jarre wäre inmitten des Würfels. Irgendwie genial.


Nochmal zur Musik. Der Sound war erwartungsgemäß top und es war von Beginn an schön laut. Neben Jarre, der auf einem Podest etwas erhöht hinter seinen Keyboards stand, waren noch Stéphane Gervais und Claude Samard dabei. Immer wieder ein Highlight auf Jarre-Konzerten ist die Laser-Harp. Vor dem Einsatz sagte er, dass es "the trickiest moment of the show" sei, denn sie funktioniert nicht immer. Doch sie hat funktioniert und er hat sie auch live gespielt, das war ganz deutlich zu erkennen.


Nach dem Stück "Zero Gravity", welches in Zusammenarbeit mit Tangerine Dream entstand, erinnerte er an Edgar Froese, der kurz nach der Produktion dieses Stückes verstorben ist. Zwischen all den Beats und Lichteffekten war dies ein kurzer Moment der Besinnung. Beats ... ja, die härtesten gab es im Stück "Exit", welches zusammen mit Edward Snowden entstanden ist. Und auch "Oxygene 8" wurde ziemlich umgekrempelt und mit einem Beat versehen, wie es nicht einmal Takkyu Ishino auf dem "Oxygene 8 Club Mixes"-Album geschafft hat.



Als Zugabe gab es das Stück "Oxygene 17" aus seinem kommenden Album "Oxygene 14-20". Den krönenden Abschluss des Konzertes bildete das Stück "Stardust", was er zusammen mit dem DJ Armin van Buuren eingespielt hat. Dabei ging es nochmal richtig ab, zumal es eines meiner Lieblingsstücke ist.


Nach gut anderthalb Stunden war der Zauber leider schon vorbei. Die knapp 100 EUR für das Ticket haben sich in jedem Fall gelohnt. Trotzdem empfand ich das Konzert im Vergleich zu den anderen Jarre-Konzerten als etwas kurz. Egal - ich durfte Jarre wieder einmal live sehen. Für mich war es nun schon das neunte Jarre-Konzert und eines der besten. Jarre springt wie eh und je auf der Bühne herum, feuert das Publikum an und hat sichtlich Spaß an dem, was er da tut. Nein, er ist nicht in der Vergangenheit hängen geblieben, sondern transportiert den Spirit seiner Musik in die Gegenwart.


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