Das in meinem letzten Post erwähnte Ziel habe ich schneller erreicht, als ich gedacht habe. Gestern war der große Tag: Mit Kletterlehrer Helmut und meiner Kletterpartnerin Moni ging es zum Battertfelsen bei Baden-Baden. Das Wetter war perfekt, so dass wir uns pünktlich halb drei nachmittags am Bahnhof Durlach treffen konnten. Schon den ganzen Tag über war ich aufgeregt und kribbelig. Das erste mal an einem Felsen klettern und den Gipfel erreichen - das war schon eine Herausforderung. Seit ein paar Wochen klettere ich mit Moni in der Halle. Wie sich herausstellen sollte, ist das nicht wirklich so aufregend wie das, was wir an diesem Nachmittag erleben würden.
Auf dem Weg vom Battert-Parkplatz zu unserem Felsen erzählte uns Helmut einiges über die Gegend: Natur, Geologie, Geschichte. Das war alles sehr interessant, auch wenn ich mir nur die Hälfte von dem gemerkt habe. Meine Gedanken waren schon am Felsen und mich beschäftigte die Frage, ob ich das schaffen werde. Als wir dann vor der 20 Meter hohen "Villnösser Nadel" standen, die es zu bezwingen galt, machte ich noch ein paar dumme Sprüche, aber ganz wohl war mir dabei nicht. Man kommt nur auf den Gipfel, indem man senkrecht hochklettert. Deswegen "Nadel"; es gibt keinen anderen Weg auf das Plateau.
Los geht's! Gurte und Schuhe anziehen, noch bissel schön machen, und schon bindeten wir uns ins Seil. Helmut machte natürlich den Vorstieg und setzte noch einige Sicherungskeile. Ich sicherte ihn dabei. Das sah schon cool aus, wie er da hoch stieg und das ging bei ihm relativ schnell. Nun war Moni dran, gesichert von Helmut oben auf dem Gipfel. Langsam tastete sie sich vor, Helmut gab ihr von oben Tipps für die Route. Was in ihrem Kopf vorging, konnte ich nur erahnen. Da hörte man auch schon mal das böse "F-Wort". Irgendwie hat sie es dann geschafft und war oben angekommen.
Von oben rief es dann "Tom, jetzt bist du dran. Und mach die Klemmkeile unterwegs wieder raus und bring sie mit hoch!". Hmm ... *schluck* ... ok ich muss da jetzt hoch, also tapfer sein. Die ersten Schritte, den Fels anfassen und sich halten, das war alles ungewohnt und mal gar nicht wie in der Kletterhalle. Ich konnte jetzt nur noch Helmut vertrauen, der mich sicherte. Langsam stieg ich nach oben. Mist, was ist das? Der Fels bröckelt ja. Es ist aber nichts weggebrochen und ich konnte mich gut halten. Ach ja, die Klemmkeile aus den Felsspalten holen und an den Gurt hängen ... boah. Dann ging's nicht mehr weiter. Wo festhalten, wohin treten? Ich habe keine Möglichkeiten mehr gesehen. Helmut coachte mich von oben. Aber es ging einfach nicht weiter. Das war der Kopf und ich fragte mich, was ich hier überhaupt mache. Soll ich abbrechen? Nee, das wär blöd. Helmut fing mich mental wieder ein und es ging weiter. Etwas weiter oben kam dieser Moment noch einmal. "Lauf einfach ein Stück nach links, da ist ein großer Tritt!". Laufen? Einfach? An der Felswand? Wie soll das gehen? Es ging! Als nächstes sollte ich mich einfach ins Seil hängen und die Hände vom Fels lassen. In der Halle kein Problem. Aber hier? Aufgrund der Länge gab das Seil nach und ich sackte etwas nach unten. Was für ein Adrenalinstoß (in meinen Adern floss die ganze Zeit schon Adrenalin anstatt Blut). "Und jetzt streck' die Arme auseinander und lass dich nach hinten fallen!" Ist der da oben verrückt geworden? Ich tat es trotzdem und sah über mir am Himmel die Paraglider fliegen. Kurz darauf war auch ich oben angekommen.
Was war das für ein Gefühl! Noch völlig fertig vom Aufstieg - nein, nicht die Kraft, sondern die Psyche - wurde ich von Helmut umarmt. Mit zittrigen Beinen setze ich mich neben Moni und Helmut fragte, wo ich denn den Cappuccino gelassen hätte. Er erzählte dann noch einen Witz und irgend etwas von einem Klavierkonzert - mir war das alles sowas von egal. Ich kann nicht beschreiben, was in meinem Kopf vorging. Einerseits war es ein absolut erhabenes Gefühl, hier oben zu sitzen und die Aussicht zu genießen. Andererseits war da aber natürlich auch Angst. Die geht nur weg, indem man klettert.
So, nun wieder runter, abseilen. Moni war die erste. Ich hab mich noch gewundert, warum das so lang dauert, bis das los ging. Doch als ich dann dran war, wusste ich es. Das war nochmals eine sehr große psychische Herausforderung. Im Seil rückwärts an die Felskante stellen, am Sicherungsgerät langsam Seil durchlaufen lassen und nun nach hinten lehnen und die Füße an die senkrechte Felswand stellen. Das war denn der Moment, wo ich einen Hubschrauber gerufen hätte. Aber Helmut war ja da und hatte viel Geduld. Nach dem ersten Schritt war das Abseilen dann richtig schön und ich kam wohlbehalten unten an, wo mich Moni schon erwartete. Helmut flog dann praktisch nach unten. Keine Ahnung, wie er das gemacht hat.
JA! Diese Erlebnis nimmt mir keiner mehr! Was war das für eine Flut an Eindrücken, Gefühlen, Gedanken! Es war toll, auch wenn noch immer die Angst mitschwang. Doch ich war und bin so stolz, das geschafft zu haben. Helmut sagte oben auf dem Gipfel, dass da schon einige abgebrochen hätten. Von daher war es wohl eine gute Leistung von uns. Überraschend war für mich, dass ich keinerlei Probleme mit meiner Kraft hatte (was in der Halle schonmal vorkommt). Es war nur der Kopf - sonst nichts.
Kommende Woche wird wieder geklettert, aber in der Halle. Ob ich wieder an den Fels will? Wahrscheinlich schon ;-)
Auf dem Weg vom Battert-Parkplatz zu unserem Felsen erzählte uns Helmut einiges über die Gegend: Natur, Geologie, Geschichte. Das war alles sehr interessant, auch wenn ich mir nur die Hälfte von dem gemerkt habe. Meine Gedanken waren schon am Felsen und mich beschäftigte die Frage, ob ich das schaffen werde. Als wir dann vor der 20 Meter hohen "Villnösser Nadel" standen, die es zu bezwingen galt, machte ich noch ein paar dumme Sprüche, aber ganz wohl war mir dabei nicht. Man kommt nur auf den Gipfel, indem man senkrecht hochklettert. Deswegen "Nadel"; es gibt keinen anderen Weg auf das Plateau.
Los geht's! Gurte und Schuhe anziehen, noch bissel schön machen, und schon bindeten wir uns ins Seil. Helmut machte natürlich den Vorstieg und setzte noch einige Sicherungskeile. Ich sicherte ihn dabei. Das sah schon cool aus, wie er da hoch stieg und das ging bei ihm relativ schnell. Nun war Moni dran, gesichert von Helmut oben auf dem Gipfel. Langsam tastete sie sich vor, Helmut gab ihr von oben Tipps für die Route. Was in ihrem Kopf vorging, konnte ich nur erahnen. Da hörte man auch schon mal das böse "F-Wort". Irgendwie hat sie es dann geschafft und war oben angekommen.
Von oben rief es dann "Tom, jetzt bist du dran. Und mach die Klemmkeile unterwegs wieder raus und bring sie mit hoch!". Hmm ... *schluck* ... ok ich muss da jetzt hoch, also tapfer sein. Die ersten Schritte, den Fels anfassen und sich halten, das war alles ungewohnt und mal gar nicht wie in der Kletterhalle. Ich konnte jetzt nur noch Helmut vertrauen, der mich sicherte. Langsam stieg ich nach oben. Mist, was ist das? Der Fels bröckelt ja. Es ist aber nichts weggebrochen und ich konnte mich gut halten. Ach ja, die Klemmkeile aus den Felsspalten holen und an den Gurt hängen ... boah. Dann ging's nicht mehr weiter. Wo festhalten, wohin treten? Ich habe keine Möglichkeiten mehr gesehen. Helmut coachte mich von oben. Aber es ging einfach nicht weiter. Das war der Kopf und ich fragte mich, was ich hier überhaupt mache. Soll ich abbrechen? Nee, das wär blöd. Helmut fing mich mental wieder ein und es ging weiter. Etwas weiter oben kam dieser Moment noch einmal. "Lauf einfach ein Stück nach links, da ist ein großer Tritt!". Laufen? Einfach? An der Felswand? Wie soll das gehen? Es ging! Als nächstes sollte ich mich einfach ins Seil hängen und die Hände vom Fels lassen. In der Halle kein Problem. Aber hier? Aufgrund der Länge gab das Seil nach und ich sackte etwas nach unten. Was für ein Adrenalinstoß (in meinen Adern floss die ganze Zeit schon Adrenalin anstatt Blut). "Und jetzt streck' die Arme auseinander und lass dich nach hinten fallen!" Ist der da oben verrückt geworden? Ich tat es trotzdem und sah über mir am Himmel die Paraglider fliegen. Kurz darauf war auch ich oben angekommen.
Was war das für ein Gefühl! Noch völlig fertig vom Aufstieg - nein, nicht die Kraft, sondern die Psyche - wurde ich von Helmut umarmt. Mit zittrigen Beinen setze ich mich neben Moni und Helmut fragte, wo ich denn den Cappuccino gelassen hätte. Er erzählte dann noch einen Witz und irgend etwas von einem Klavierkonzert - mir war das alles sowas von egal. Ich kann nicht beschreiben, was in meinem Kopf vorging. Einerseits war es ein absolut erhabenes Gefühl, hier oben zu sitzen und die Aussicht zu genießen. Andererseits war da aber natürlich auch Angst. Die geht nur weg, indem man klettert.
So, nun wieder runter, abseilen. Moni war die erste. Ich hab mich noch gewundert, warum das so lang dauert, bis das los ging. Doch als ich dann dran war, wusste ich es. Das war nochmals eine sehr große psychische Herausforderung. Im Seil rückwärts an die Felskante stellen, am Sicherungsgerät langsam Seil durchlaufen lassen und nun nach hinten lehnen und die Füße an die senkrechte Felswand stellen. Das war denn der Moment, wo ich einen Hubschrauber gerufen hätte. Aber Helmut war ja da und hatte viel Geduld. Nach dem ersten Schritt war das Abseilen dann richtig schön und ich kam wohlbehalten unten an, wo mich Moni schon erwartete. Helmut flog dann praktisch nach unten. Keine Ahnung, wie er das gemacht hat.
JA! Diese Erlebnis nimmt mir keiner mehr! Was war das für eine Flut an Eindrücken, Gefühlen, Gedanken! Es war toll, auch wenn noch immer die Angst mitschwang. Doch ich war und bin so stolz, das geschafft zu haben. Helmut sagte oben auf dem Gipfel, dass da schon einige abgebrochen hätten. Von daher war es wohl eine gute Leistung von uns. Überraschend war für mich, dass ich keinerlei Probleme mit meiner Kraft hatte (was in der Halle schonmal vorkommt). Es war nur der Kopf - sonst nichts.
Kommende Woche wird wieder geklettert, aber in der Halle. Ob ich wieder an den Fels will? Wahrscheinlich schon ;-)
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