Nach nur einem Konzert im letzten Jahr in Deutschland gab sich der Großmeister der elektronischen Musik in diesem Jahr in neun deutschen Städten die Ehre. Die Tour hieß schlicht und ergreifend "2010" und ich war in Stuttgart, Leipzig und Mannheim dabei. Nach dem Konzert letztes Jahr in Koblenz habe ich viel erwartet, auch wenn ich mir eine Steigerung dessen nicht wirklich vorstellen konnte - schließlich hat eine Halle ihre Grenzen und es ist nicht das möglich, was in beispielsweise Houston, Lyon, den Londoner Docklands, Moskau, Ägypten oder Peking möglich war.
Das erste Konzert meiner Tour war in Stuttgart. Hier traf ich mich mit Daniela, einer begeisterten Jarre-Anhängerin, die ich kurz zuvor über Facebook kennengelernt habe. Mein Platz war in der 5. Reihe mittig rechts, was einen relativ guten Blick zur Bühne erlaubte. Schon die Eröffnung war etwas besonderes: Während Dominique, Francis und Claude auf der Bühne den antiquirten Synthesizern die ersten Töne entlockten, fiel die ganze Aufmerksamkeit auf das andere Ende der Halle - denn hier kam Jarre herein und lief von hinten nach vorn und ließ sich vom Publikum feiern. Vorn angekommen gab es eine kurze Rede und dann gings auch schon los mit Oxygene 1, Oxygene 2 und mit Magnetic Fields 1 hatte man sich dann schon richtig warmgespielt und es war zu erahnen, mit welchem Sound und Druck der Rest des Konzertes laufen sollte. Bei Equinoxe 7, eines meiner absoluten Lieblingsstücke, gab es eine riesige Projektion eines modularen Moog-Synthesizers (den es in dieser Form natürlich nicht gibt), über den dann die virtuelle Kamera darübergeflogen ist. Ein atemberaubender Effekt, der mir einfach nur Gänsehaut machte. Mit Equinoxe 5 kamen nun auch die ersten Laserprojektionen; überraschend für viele sehr schön gemacht: Die Laser kamen auf der Bühne von den Seiten herein und wurden durch Spiegel an Jarres Synthi nach oben abgelenkt. Mal was Neues.
Dann ging es Schlag auf Schlag. Es wurden fast alle großen Hits gespielt von Magentic Fields 2 über Rendev-Vous 2 und 4, Industrial Revolution 2, Equinoxe 4, Souvenir of China, Chronologie 2 und 6 bis zum Klassiker Oxygene 4, der in der Zugabe kam. Nach Oxygene 5 gab es ein Stück, welches ich schon so ähnlich in Koblenz gehört habe - sehr analog und agressiv. Später hat Jarre ein völlig neues Stück gespielt, welches er lediglich auf einem Keyboard spielte. Dazu wurden verschiedene (nachdenkliche) Zahlen über unseren Planeten an die Wand projiziert.
Der Sound war super, die Licht- und Lasereffekte sicherlich auch - nur saß ich einfach zu weit vorn, um das alle kompeltt zu sehen. Die Auswahl der Songs war ebenfals sehr gut, nur hätte ich gerne noch Chronologie 4 und Oxygene 8 gehört :-) Nach etwas mehr als zwei Stunden war die Show vorüber und das Publikum war begeistert.
Bei meinem zweiten Konzert in Leipzig habe ich meine Eltern eingeladen, denn so etwas muss man einfach einmal erlebt haben! Wir saßen in der siebten Reihe in der Mitte. Als Jarre wieder von hinten nach vorn lief kam er an mit vorbei und - WOW - er gab mir seine Hand! Das hätte ich mir auch nie träumen lassen, dass Monsieur mir einmal die Hand reicht :-) Die Tracklist war identisch mit Stuttgart. Nur die Stimmung war noch besser, das Saal kochte, die Leute sprangen von ihren Stühlen und machten mit - Jarre animierte sie ja auch fleißig dazu. Die Musiker hatten ihren Spaß, allen voran Dominique, dem man das besonders beim Spielen von Oxygene 12 ansah.
Gestern nun Mannheim - mein letztes Jarre-Konzert in diesem Jahr. Auch hier gleiche Tracklist. Und ich saß in der ersten Reihe in der Mitte - mit dem besten Blick auf die Musiker, leider jedoch nicht auf die Lightshow. Aber man kann nicht alles haben - ich habe es genossen, Jarre so direkt vor mir zu sehen. Und da es mein letztes Konzert war, machte sich ein wenig Wehmut in mir breit, besonders bei Calypso 3.
Nach drei Konzerten steht für mich fest, dass Jarre nach wie vor ganz oben steht und seinem Publikum dankbarer denn je ist. Ein mitreisender Jarre, der voller Energie nicht hätte sein können.
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